Remi-Pro

Remissionsprofil für Kinder nach schweren erworbenen Hirnschädigungen
Kinder und Jugendlichen von 2 bis 18 Jahren

„Remi“ ist die Abkürzung für „Remission“, was hier „Rückkehr zu Alltagshandlungen“ bedeutet.
„Profil“ steht für das „schematische Darstellen von Fähigkeiten“
Die Ergotherapie kümmert sich um das „Tun“. Deshalb beobachten wir mit RemiPro, was das Kind bei Alltagshandlungen tut, oder wie es reagiert, wenn man etwas mit ihm tut.

Bei welchen Kindern wendet man RemiPro an?

Für Kinder und Jugendlichen, die im Wachkoma sind und die im Verlauf wieder zunehmend lernen, am Alltag teilzuhaben/ teilzunehmen

Was ist RemiPro, einfach erklärt

RemiPro ist ein Dokumentationssystem, mit dem man festhält, wie sich Kinder nach einem Wachkoma Schritt für Schritt wieder dem normalen Alltag nähern.

Der Klinikalltag bietet viele Möglichkeiten, Kinder zu beobachten.
Man kann in Alltagssituationen beobachten, wie ein Kind reagiert, wenn man es anzieht, aus dem Bett holt, auf dem Schoß mit ihm schmust, oder wenn es Musik hört. Auch Therapiesituationen sind für diese Kinder Alltag.

Das Behandlungsteam und die Familie wollen beobachten, was das Kind zeigt. Vielleicht wird es steif, oder eher schlaff, wenn es gebadet wird? Vielleicht atmet es schneller oder langsamer, oder verändert seinen Gesichtsausdruck? Oder es reagiert eher mit den Augen, mit einer Bewegung, einem Geräusch?
Man möchte auch wissen, ob es diese Reaktion einmal oder mehrmals zeigt, nur bei einer bestimmten Alltagshandlung oder bei unterschiedlichen? Wurde die Reaktion nur von einer Person beobachtet oder von mehreren? Jedes Kind ist dabei anders.

Die Ergotherapeutin trägt alle Beobachtungen im Remissionsprofil zusammen. Die Aussagen der Eltern spielen hierbei eine wichtige Rolle, da sie ihr Kind am besten kennen und wissen was ihr Kind kann, was es mag und wo es seine Fähigkeiten hat.
Je besser man weiß, wo das Kind seine Stärken hat, desto besser kann man ihm helfen, sich weiter zu entwickeln

RemiPro unterscheidet sechs Niveaus

RemiPro dokumentiert in sechs aufeinander aufbauenden Niveaus, die Fähigkeiten der Kinder während wir mit ihnen Alltagsaktivitäten durchführen oder während sie selbst etwas tun.

  • In den ersten beiden Niveaus (dem Schlaf-Wach Niveau und dem Wahrnehungsniveau) finden wir heraus, in welchen Alltagssituationen sich das Kind wohl fühlt und wie sich dies äußert. Entspannt es sich z.B. wenn man ihm ein Lied vorsingt, oder schaut es hin zu seiner Mutter.
  • Im nächsten Niveau (dem Kommunikationsniveau) beginnt das Kind, sehr einfache Handlungen auszuführen. Es steckt sich z.B. etwas in den Mund  oder spielt mit einem Spielzeug.
  • Die letzten drei Niveaus (das Eigenständigkeits-, Gruppen-, und Partizipationsniveau) beschreiben, wie das Kind wieder beginnt zu reden, sich fortzubewegen, mit anderen Kindern zu spielen oder stundenweise die Schule zu besuchen.

Jedes Niveau enthält 20-30 bereits formulierte Alltagsaktivitäten und beschreibt die Fähigkeiten, die ein Kind in einem bestimmten Niveau zeigt.

Der Nutzen von RemiPro

RemiPro wird monatlich ausgefüllt und bildet die Basis dafür, welche Therapieziele das Team und die Eltern verfolgen und wie sie diese Ziele erreichen wollen. So kann man über einen längeren Zeitraum den Remissionsverlauf darstellen.

Beispiel: Anna zeigt erste positive Reaktionen beim Schaukeln in der Therapie: Sie entspannt sich und scheint zu lächeln. Das Team entscheidet deshalb, Anna jeden Tag die Möglichkeit zu geben für 30 Minuten in einer Hängematte zu schaukeln, abwechselnd mit Therapeuten, Pflege und den Eltern. Dafür wird eine Hängematte im Zimmer von Anna aufgehängt. Nach zwei Wochen beginnt Anna auch in anderen Situationen zu lächeln, wie z.B. beim Anziehen.

Beispiel für ein Therapieziel im Schlaf-Wachniveau  (Niveau 1):

  • In der nächsten Woche entspannt sich Anna (Körperspannung und Puls sinken) für mindestens 5 Minuten in jeder der folgenden Lieblingsaktivitäten: Schaukeln, Musik hören und während der Interaktion mit dem Therapiehund.

Beispiele für Therapieziele im Wahrnehmungsniveau (Niveau 2):

  • In der nächsten Woche dreht Anna während des Schmusens ihren Kopf zweimal zu ihrer Mutter
  • In der nächsten Woche lächelt Anna mindestens dreimal beim Schaukeln

Beispiele für Therapiezielen im Kommunikationsniveau (Niveau 3)

  • In der nächsten Woche drückt Anna in einer Therapiestunde dreimal eine Taste, um den Musikrecorder zu starten und um das Bild am Computer umzuschalten
  • In der nächsten Woche hält Anna in Therapiesituationen drei Sekunden ihren Kopf aufrecht beim unterstützen Sitzen


Remi-Pro Schulungen

Buch

Anhand von 35

Fallgeschichten werden

Theorie und Praxis anschaulich verknûpft.